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Die Rhetorik-Tricks von Donald Trump

Trump ist ein Meister der Selbstinszenierung. Fassungslos schauen wir aus Europa nach Amerika und fragen uns :„Wie hat es dieser Mann nur zum Präsidentschaftskandidaten geschafft?“. Deutschlands bekannter Rhetoriktrainer Michael Ehlers (www.Der- Rhetoriktrainer.de) entschlüsselt seine Erfolgs-Rhetorik:

In den USA gibt es viele Menschen, denen es wirklich schlecht geht. Das in der breiten Masse eher der einfache Industrie- oder gar Zechenmitarbeiter betroffen ist, liegt auf der Hand. Diese sehnen sich nach Veränderung. Sie wollen ihre Lage verbessern und auch ein Stück vom Kuchen haben. Endlich den amerikanischen Traum leben, den ihnen dieses Land doch eigentlich schuldig ist. Trumps Wahlslogan, das Versprechen Amerika wieder groß zu machen (,,Make America Great Again!“) klingt für viele wie die lang herbei gesehnte Erfüllung ihrer Träume und Wünsche. Durch ihn wird es endlich wieder viel mehr Jobs geben. Jeder Einzelne wird wieder mehr Geld für seine harte Arbeit bekommen. Amerikas Wirtschaft wird endlich wieder aufblühen und die Verlegung von Arbeitsplätzen und Firmensitzen nach China, Mexiko und in andere Länder wird unter ihm ein Ende finden. So zumindest Plan des Unternehmers.

Er trifft den Nerv der Zeit und den vieler Amerikaner. Schürt die Ängste der Menschen vor Terror, Einwanderung und wirtschaftlichem Desaster. Er schiebt die Verantwortung weg vom amerikanischen Volk. Stattdessen gibt er allen anderen Schuld an allem Schlechten, was in ihrem Land gesellschaftlich, wirtschaftlich und politisch passiert.

Trump stellt sich selbst als Helden der Nation dar. Sieht sich als Einzigen, der Amerika aus seiner katastrophalen Situation retten kann. Wie er das machen will? Ganz einfach! Er ist nach eigenen Angaben ein erfolgreicher Businessmann, der beste seines Faches. Genauso gut, wie er sein Unternehmen und alles was er angeht zum Erfolg führt, so wird er auch Amerika groß machen. Allerdings legt er keine genauen Anleitungen zu seinem Masterplan vor. Das muss er auch gar nicht! Seine Unterstützer vertrauen ihm blind. Doch wie kann das sein, wenn viele seiner Aussagen nur leere Worte sind, hinter denen keine konkrete und logische Bedeutung steckt?

Donald Trump beim Wahlkampf
Donald Trump beim Wahlkampf

Große Worte, wenig dahinter

Seine Argumentationsstruktur ist kurz, einfach und leicht verständlich. Im Durchschnitt umfassen seine Sätze 11 Wörter, was übrigens um einiges kürzer ist als die Sätze von Gegenspielerin Hillary Clinton (ca.18 Wörter). Trotz dieser Kürze gelingt es ihm, seine Aussagen so zu gestalten, dass sie Wirkung zeigen.

July. 05, 2016. Character portrait of Donald Trump giving a speech.Oft funktionieren seine Aussagen nach einem einfachen Prinzip: Ein logischer Grund, warum das Gesagte glaubwürdig ist und das Spiel mit Emotionen. Bei Betrachtung seines Twitter Accounts ist gut zu erkennen, wie es ihm gelingt diese drei Elemente problemlos miteinander zu vereinen. Obwohl die Anzahl der verwendeten Zeichen bei Twitter auf 140 Zeichen begrenzt ist. Beispielsweise bei einem Tweet über Parteikollegen Jeb Bush: „Jeb hat sich in der Öffentlichkeit mit Kontaktlinsen blicken lassen (logischer Grund), seine Umfragewerte sind sehr gering (Glaubwürdigkeit) und (Emotionen) er wird niemals cool sein.“.

Aber wie ist es ihm gelungen, sich gegen all die Mitstreiter in seiner Partei durchzusetzen? Er argumentiert ganz anders, als es Politiker normalerweise tun. Seine Argumente formuliert er so einfach wie effektiv. Nach inhaltlichen Argumentationen kann bei Trump vergebens gesucht werden. Hauptsächlich spielt der Rhetorik-Rüpel bei seinen Begründungen auf Personen, die allgemeine Meinung, und Drohungen ab.

Personen

Anstatt auf Kritik anderer einzugehen greift er die Person, die ihn kritisiert persönlich an. Eine der aufsehenerregendsten Äußerungen Trumps war über Parteikollegin Carly Fiorina: „Schaut euch dieses Gesicht an! Würde irgendjemand dieses Gesicht wählen? Könnt ihr euch vorstellen, dass dieses Gesicht das unserer nächsten Präsidentin ist?“. Er bezeichnet seine Mitstreiter als dumm, hässlich oder auch schwach. All das also was er seiner Meinung nach nicht ist.

Die allgemeine Meinung

Ein weiterer Argumentationsfavorit Donald Trumps sind verallgemeinernde Aussagen wie: „die Leute sagen“ („people say“) oder ,,viele Leute denken“. ,,Ich weiß es nicht, aber viele Leute sagen das“, so bekräftigt er oft seine Argumente. Er gebe nur einen Einblick, was die Meinung vieler wäre. Die Weisheit der Allgemeinheit also. Diese kann schließlich nicht angezweifelt werden. Selbst das würde sich nicht einmal Trump trauen. Dadurch schlägt er gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: er sagt seine Meinung, gleichzeitig beschützt er sich selbst davor, falls seine Aussage doch nicht korrekt sein sollte. Schlussendlich war es ja nicht seine Auffassung sondern die anderer.

Drohungen

Die letzte seiner Lieblingsargumentationen ist die Drohung. Oft einfach ganz frei nach dem Motto: Wählt mich, sonst passiert etwas! Und zwar natürlich immer etwas ganz Schlimmes! „Ihr habt keine andere Wahl als mich zu wählen“. Klar jede Stimme, die nicht an ihn geht, geht automatisch an Hillary Clinton. Da diese seiner Meinung nach der Urquell alles Bösen ist, kann das natürlich nichts Gutes sein.

Trump setzt seine Rhetorik vielfältig ein

Ein näherer Blick auf seine Ausdrucksweise macht deutlich, wie es ihm gelingt, sich mit dem Trump03_Quelle Depositphotosamerikanischen Volk auf eine Ebene zu stellen. Wir („we“) und sie („they“) gehören neben Menschen („people“) und Land („country“) zu seinen Lieblingsworten. Wir, das sind er und alle, die seine Meinungen und Ansichten teilen. Folglich also das beste für Land und Leute wollen. Sie das sind alle Andersdenkenden, wie beispielsweise oppositionelle Politiker. Diese Menschen hätten nicht erkannt, was der richtige Weg ist. Sie seien sogar Schuld an der ganzen Misere! Vor allem die Politik unter Obama.

Doch das ist noch lange nicht das Ende seiner rhetorischen Werkzeugkiste. Er schwingt auch gerne mal den rhetorische Fragenhammer bei seinen Reden. Vor allem, wenn es um politische Ansichten seiner Opponenten geht: „Wollen wir das?“, „Könnt ihr euch das vorstellen?“, fragt er seine Zuhörer. Mit ,das’ ist immer das Argument des Gegners gemacht. Nein, natürlich wollen sie ‚das‘, nicht! Damit sorgt er psychologisch für einen tollen Effekt! Er bringt seine Zuhörer dazu, ihm innerlich zuzustimmen. Mit jeder weiteren Zustimmung zu seinen Aussagen sorgt er dafür, dass ihm seine Zuhörer immer ein bisschen mehr Vertrauen schenken. In ihn und seine Kompetenz.

Der Präsidentschaftskandidat der Republikaner setzt auch auf Fakten! Diese entsprechen oft nicht der Wahrheit, sind von ihm völlig frei erfunden oder beziehen sich nur auf wenige Fälle. Diese Sachverhalte werden von ihm dann aber einfach gekonnt als allgemeingültig darstellt. Ob sie nun wahr sind oder nicht, das spielt sowieso keine große Rolle. Schließlich ist der Milliardär super intelligent, vermögend und erfolgreich. So zumindest seine Begründung dafür, weshalb er der perfekte neue Präsident der Vereinigten Staaten ist und alles, was er angeht ein Volltreffer wird.

Er will aber nicht nur mit seinen Worten überzeugen. Der Immobilien Tycoon ist auch ein wahrer Könner in Bezug auf Körpersprache. Seine Gestik ist zwar meist die gleiche, aber sie unterstreicht seine Argumente und verleiht ihnen Ausdrucksstärke. Diese Gesten werden von uns meist nur unterbewusst wahrgenommen, sind aber extrem wirkungsvoll und sorgen dafür, den Anschein der Wahrhaftigkeit seiner Aussagen zu erwecken.

Er redet viel, sagt aber nicht wirklich etwas. Das ist aber auch egal. Inhaltliche Argumentation ist auch nicht Ziel von Trumps Rhetorik, sondern eher die emotionale Überzeugung seiner Zuhörer. Trump wird schon alles richten, und Amerika wieder groß machen. Das zumindest ist sein Plan.

Amerika – das Land in dem wieder Milch und Honig fließen sollen

Damit eine Veränderung stattfinden kann, darf sich aber nicht auf die Politiker verlassen werden, die für die Lage des Landes verantwortlich sind. Die Demokraten sind also nach Trumps Meinung schuld. Eine Stimme für Hilary Clinton ist demnach eine Stimme für den Untergang Amerikas. Ein Befreiungsschlag des großen Trump ist folglich die einzige Lösung!

Jet airplane with Trump's logoWir gegen den Rest der Welt! Mit der Einzigartigkeit der USA haben vor ihm auch schon andere Politiker argumentiert, doch was macht er anders? Ihn umschwingt die Aura eines Popstars, die eine regelrechte Faszinationswelle ausgelöst hat. Wie, was oder warum er etwas sagt rückt dadurch in den Hintergrund. Ist es doch ohnehin nur zweitrangig.

Der Rest der Welt fragt sich in der Zwischenzeit größtenteils allerdings nur kopfschüttelnd, wie das sein kann? Verstehen die Amerikaner nicht, was da gerade in ihrem Land passiert? Was seine Rhetorik betrifft, ist ihm wirklich nur zur Umsetzung einer erfolgreichen Kommunikationsstrategie zu gratulieren. Doch was ist mit den Inhalten seiner Aussagen? Konkreten Plänen? Leere….

Die Wahl wird zeigen, ob seine und die Strategie seines SpinDoctors (Wahlkampfberater) aufgeht. Die Deutschen schütteln brav den Kopf und halten das in Deutschland für unmöglich, während bei Landtagswahlen populistische Parteien, die nach demselben rhetorischen Muster arbeiten, auf über 20% kommen. Wie sagte doch Hegel so schön: „Das Einzige, das uns die Geschichte lehrt, ist, dass wir nicht aus der Geschichte lernen.“

Zum Autor: Michael Ehlers ist bestseller Autor und Herausgeber des Buches Sales Code 55. Seit zwei Jahrzehnten trainiert er Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Top- Manager, Profi-Sporttrainer und viele mehr. Wie kein anderer beherrscht Michael Ehlers die Kunst der Rhetorik und brilliert regelmäßig als Keynote Speaker und Moderator von Großveranstaltungen.

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